VI 3) Ein spezieller Blickwinkel auf die Thematik, der bereits im Rahmen von b) aufgegriffen wird; hier kürzer aus dem Rigveda und weiterer klassischer Überlieferungen bzw Literatur Indiens heraus:
In
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Die Litteraturen des Ostens in Einzeldarstellungen
Neunter Band
Geschichte der indischen Litteratur
von Dr. M. Winternitz
Professor an der deutschen Universität in Prag
Erster Band
Zweite Ausgabe
Leipzig
C.F. Amelangs Verlag
1909
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findet sich auf den Seiten Seite 97 und 98 das Lied vom Spieler:
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| ... Das schönste aber unter den nicht-religiösen Gedichten der Rigvedasammlung ist das Lied vom Spieler, Rv. X, 34. Es ist das Selbstgespräch eines reuigen Sünders, der durch seinen unwiderstehlichen Hang zum Würfelspiel sein Lebensglück zerstört hat. In ergreifenden Versen schildert der Spieler, wie ihn die Würfel um sein Familienglück gebracht haben: >> Mein Weib hat nie mich aufgereizt, gescholten. Sie meint es gut mit mir und meinen Freunden; Obschon sie treu war, stieß ich sie doch von mir Dem Würfel, der mir alles gilt, zuliebe. Nun haßt die Schwieger, weist mich ab die Gattin, Des Spielers Klagen finden kein Erbarmen; Ich weiß auch nicht, wozu ein Spieler gut wär’, So wenig als ein treuer Gaul im Alter. Nach seinem Weibe greifen fremde Hände. Indes mit Würfeln er auf Beute auszieht. Der Vater, Bruder und die Mutter rufen: Wer ist der Mensch? Nur fort mit ihm in Banden!<< Aber auch die unheimliche Macht der Würfel wird in kräftigen Worten geschildert: >> Und sag’ ich mir: ich will nun nicht mehr spielen, So lassen mich im Stich die Freunde alle; Doch hör’ ich wieder braune Qüerfel fallen, So eil’ ich wie zum Stelldichein die Buhle.<< Und von den Würfeln heißt es: >> Sie sind wie Angeln, die sich bohren in das Fleisch, Betrüger sind sie, brennen, quälen, peinigen; Nach kurzem Glücke rauben sie den Sieger aus, Dem Spieler sind sie dennoch süße Herzenslust. Sie rollen nieder, hüpfen in die Höhe, Und ohne Hände zwingen sie die Fäuste. Die zauberhaften Kohlen auf dem Plane Versengen jedes Herz, obwohl sie tot sind.<< Und so sehr er auch sein Schicksal bejammert, so fällt er doch immer wieder in die Gewalt der Würfel: >>Verlassen, grämt des Spielers Weib sich einsam, die Mutter, weil der Sohn - wer weiß, wo - umirrt. Er selbst verschuldet geht voll Angst auf Diebstahl, Verbirgt zur Nacht sich unter fremden Dache. Ein Weh ergreift ihn, wenn er sieht die Gattin Und wohlbestellte Heimat eines andern. Am frühen Morgen schirrt er schon die Braunen ¹), Erlischt das Feuer, sinkt der Wicht zusammen.<< ²) Zum Schlusse besinnt er sich doch eines Besseren: er fleht die Würfel an, ihn freizulassen, da er, dem Gebot des Savitar folgend, das Spiel aufgeben wolle, um seinen Acker zu bestellen und seiner Familie zu leben. .... _____________________ ¹ ) D.h. er beginnt mit den braunen Würfeln zu spielen.²) Übersetzung von K.Geldner in >>Siebzig Lieder des Veda<<, S.158 ff. ... |
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| siehe in den Seiten 97 und 98 in [41] |
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Soweit das Zitat aus dem Buch von Prof. Moriz Winternitz.
"Das Lied vom Spieler" aus dem Rigveda (X,34) wurde auch von Leopold von Schroeder ins Deutsche übersetzt; es ist zu finden in seinem Werk "Mysterium und Mimus im Rigveda", erschienen 1908, H. Haessel-verlag in Leipzig auf den Seiten 392 bis 394. Schon auf etlichen vorherigen und folgenden Seiten betrachtet Leopold von Schroeder ausgiebig die Themen Spiel, Spieleidenschaft im alten Indien und deren Ergebnissen bis hin zur Spielsucht.
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| ... RV 10,34 D e r u n g l ü c k l i c h e S p i e l e r (tritt auf und klagt): 1.Die Würfel, hoch auf luft'gem Baum geboren, berauschen mich, hier in der Grube rollend! Wie der Genuß des berggebonren Soma Gefällt mir der aufregende Vibhidaka. ¹) 2. Sie zankte nie mit mir, nie war sie zornig. Nein, freundlich war sie mir und den Genossen! Des Würfels wegen, der um eines zu viel war, ²) Hab' ich mein treu ergeb'nes Weib verstoßen! 3. Nun haßt die Schwieger mich, mein Weib verstößt mich, Nicht findet der Bedrängte noch Erbarmen; Gleichwie ein Roß, das theuer, aber alt ist, ³) So bringt der Spieler wahrlich keinen Nutzen. 4. Andre umarmen nun das Weib des Mannes, Nach dessen Gut der rasche Würfel gierte; 4) Vater und Mutter, alle Brüder sprechen: Nicht kennen wir Ihn! Führt in fort in Banden! ... |
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| "Mysterium und Mimus im Rigveda", erschienen 1908, H. Haessel-verlag in Leipzig auf den Seiten 392 bis 394. |
Man findet eine etwas frühere Übersetzung von Leopold von Schroeder auch in dem Buch:
"Indiens Literatur und Cultur" in historischer Entwicklung", ein Cyclus aus fünfzig Vorlesungen, von Dr. Leopold von Schroeder Docent an der Universität Dorpat, Leipzig, Verlag von H. Haessel, 1887:
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" Der unglückliche Spieler klagt (RV 10,34):
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| ... RV 10,34 D e r u n g l ü c k l i c h e S p i e l e r (tritt auf und klagt): 1. Die kreisenden (Würfel), des hohen (Baumes) berauschen mich, wenn sie in die Rinne rollen; wie der Trank des Soma vom Berge Mûjavant, so gefällt mir der lustige Vibhīdaka-Baum.
4. Andre umarmen nun das Weib desjenigen, nach dessen Besitz der rasche Würfel gierig war; Vater, die Mutter, die Brüder sagen von Ihm: Wir kennen Ihn nicht, führt ihn gebunden fort! 5. Wenn ich mir vornehme: Ich will nicht mehr mit Ihnen gehen ²)! Dann werde ich von den weggehenden Genossen verlassen, Die hingeworfenen Braunen (d.h. die Würfel) geben ihren Klang, ich geh' zu ihrem Stelldichein wie eine Buhlerin. 6. Ins Spielhaus geht der Spieler, in die Brust sich werfend, indem er zu sich spricht: Ich werd schon siegen! Die Würfel steigern noch seine Begierde, und geben dann den Gewinn dem Gegner. 7. Mit Haken sind die Würfel versehen, sie bohren sich ein, sie sind Betrüger, sie quälen und peinigen; hinfällige Gaben nur verleihen sie, indem sie den Seiger wider ztu Fall bringen; für den Spieler aber sind sie voller Süssigkeit. 8. Es tummelt sich ihre aus Dreiundfünzig1) bestehende Schar, die ihre Gesetze aufrecht hält gleichwie Gott Savitar; sogar dem Zorn eines Gewaltigen beugen se sich nicht; sogar der König zollt ihnen Verehrung. 9. Sie rollen herab, sie springen empor, ohne Hände bewältigen sie den mit Händen versehenen; die zauberischen Kohlen, in die Rinne geworfen, versengen das Herz, obschon sie kalt sind. 10. Es quält sich das verlassene Weib des Spielers, die Mutter des Sohnes, der irgendwo umherirrt; verschuldet, furchtsam, Geld suchend geht er bei Nacht in die Behausung anderer Leute. 11. Es schmerzt den Spieler, wenn er ein Weib sieht, die Gattin Anderer und ihrn wohlbestellten Wohnsitz; frühmorgens schirrt er sich seine braunen Rosse (d.h. die Würfel); wenn das Feuer erlischt, dan sinkt der Wicht zusammen. << und am Schluß des Liedes fleht der Unglückliche die Würfel an, sie möchten doch endlich von ihm lassen und sich ein anderes Opfer ausersehen. -------------------------------" ... |
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| Seite 39 in "Indiens Literatur und Cultur" in historischer Entwicklung", ein Cyclus aus fünfzig Vorlesungen, von Dr. Leopold von Schroeder Docent an der Universität Dorpat, Leipzig, Verlag von H. Haessel, 1887. |
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Als Teil des Rigveda warnt dieses Gedicht einerseits zweifelsohne vor falschen Wegen, vor Verirrung bei der Suche nach dem Selbst, dem Ātman, dem Brahman, dem Nirvana.
Es gibt einem „Wahrheitssucher“ auch einige Kriterien zur Hand, um selbst feststellen zu können, ob er noch auf einem akzeptablen Weg oder eher schon einer Spielsucht verfallen ist.
Insofern kann's am Rigveda nicht liegen, wenn "Wahrheitssucher" - ohne es zu beabsichtigen, entgegen Versprechungen irgendwelcher Gurus & co - mehr und mehr in Versagen, Armut, Alleinsein, Verzweiflung usw geraten.
Wer vom Veda ausgeht und die Veden als letzte Instanz, als maßgeblich betrachtet, kommt eben nicht umhin, auch diesem Vers dann "Wahrheit" zu zubilligen und Ihm gerecht werden zu haben, nicht umhin zu kommen. Wahrheitssuche, die daran vorbeizumogeln sich versucht, ergibt offenbar keinen Sinn.
Andererseits, warnt es davor, sein Leben zu vergeuden und zB zu leben gemäß "Nach mir die Sintflut , nach diesem Leben ist alles vorbei und also laß mich genießen was das Zeugs hält und ob die Welt dabei zugrunde geht, was geht dies mich an, solange sie noch so lange hält, als ich hier in dieser Welt nunmal lebe."
Auch Swami Brahmanda Saraswati wies in Soma darauf hin, daß man dieses wertvolle Leben, in dem man auch würde Erleuchtung erlangen können, nicht verschwenden solle und irgendwelche Frauen dann damit belästigen solle, einen erneut vermöge schweren Baybbauchs eine neue Chance zu gewähren. (Siehe in "Soma"; genauere Quellenangabe folgt noch; evtl ja auch bei Paul Mason und Anderen zu finden.).
Zumindest sollte man nach einer guten, sorgsamen Ausbildung das Erlernte für das Gute in der Welt anwenden und nicht wie ein "Spieler" mit der Welt umgehen. (Siehe Vortrag aus Sringeri Math.)
Auch Buddha lehrte nunmal durch "gutes Leben und gute Werke" die Chancen für's nächste Leben zumindest zu verbessern. Lebend wie "der Spieler", verließe einen früher oder später das Glück und jene Abwärtsspirale träte ein, welche selbst in späteren Leben Unglück mit sich bringen könnte oder auch definitiv brächte.
So wird das "Lied vom Spieler" nunmal auch in solchem Sinne zu betrachten und verstehen sein.
Man frägt sich insofern wieso Kaiser Wilhelm II dieses Gedicht nicht zum Anlaß nehmen konnte, die Zukunft Deutschlands nicht zu verspielen!
Auch im Epos „Mahabharata“ - worauf übrigens auch Leopold von Schroeder explizit in seinem Werk "Mysterium und Mimus" [44] hinweist -, wird eindrucksvoll beschrieben wohin Spielerei-Gesinnung im Zusammenhang mit „Gott“ usw führe kann. Die Pandavas wurden vom Oberhaupt der Karauvas (Duryodhana) zu einem Würfelspiel eingeladen und in blindem "Gott"-Vertrauen nehmen sie an, verspielen ihr Königreich, ihre Frau und als der „Gewinner des Spiels“ bzgl derer gewonnenen Frau zu sexuellen Handlungen schreitet, schwören die Pandavas Rache. Nach einer Zeit der Verbannung durch den Sieger kommt es schließlich zu einem grausamen Krieg. Nun verliert Duryodhana sein Köngreich und sein Leben indem er von einem der Pandavas tödlich verwundet wird.
Als Fortsetzung des Mahabharata kann das Srimad Bhagavatam gesehen werden. Es schildert das weitere Leben des Krishna (der im Krieg gegen Duryodhana auf der Seite der Pandavas gewesen war) und der Pandavas.
All diese Bücher, die Bhagavad Gita, das Mahabharata und das Bhagavatam gibt es in deutschen Übersetzungen, die auch Online zu lesen sind.
Bhagavad Gita:
Siehe Prof Paul Deussen: „Der Gesang des Heiligen“ (siehe zB.: https://archive.org/details/dergesangdeshei00deusgoog)
; aber auch unter Suchbegriff Richard Garbe, Franz Hartmann, Franz Lorinser und von Leopold von Schroeder findet man alte Ausgaben der Bhagavad Gita in www.archive.org bzw bei www.forgottenbooks.com (siehe jedoch auch Antiquariat.)
Mahabharata:
Das Mahabharata findet man als Gesamtübersetzung bei www.pushpak.de, wo man es in verschiedenen Ausführungen (HTML, PDF, Ebook, Buch) angeboten bekommt.
Von Professor Deussen gibt es eine Übersetzung von Teilen des Mahabharata; das Buch heißt "Vier Philosophischen Texte des Mâhâbhâratam" und ist außer im Antiquariat sowie gewissen Bibliotheken wie der Bayerischen Staatsbibliothek auch zu finden zum Online-Lesen in www.archive.org sowie auch bei www.forgottenbooks.com. Siehe zB https://archive.org/details/vierphilosophis00stragoog, https://archive.org/details/vierphilosophisc00deusuoft, usw)
Von Hermann Oldenberg gibt es ein interessantes Buch "Das Mahbaharatam - seine Entstehung, sein Inhalt, seine Form", Vandenhoek & Ruprecht, Göttingen, 1922
Auf den Seiten 3-6 findet man Oldenberg's Schilderung dessen, worum es in diesem Gedicht geht. Er verweist in einer Fußnote auf Seite 3, daß es eine ausführlichere Schilderung von H. Jacobi, Bonn 1903 gebe. Dieses Buch ist in www.archive.org als von Hermann Jacobi zu finden; es trägt den Titel:
"Mahābhārata; Inhaltsangabe, Index und Concordanz der Calcuttaer und Bombayer Ausgaben" erschien 1903 in Bonn im Verlag von Friedrich Cohen. (Hermann Jacobi faßt Vers für Vers in den Seiten 1 bis 192 die entsprechenden Verse des Mahabharata zusammen. (siehe zB.: https://archive.org/details/dli.granth.118369/page/1).
"Das Buch muß als wertvolles Hilfsmittel zur Orientierung in dem ungeheuren Epos hier mit besonderem Dank erwähnt werden.", schreibt Herman Oldenberg in jener Fußnote außerdem. (Seite 3 in[45]) - siehe: https://archive.org/details/dli.granth.118351)
Śrīmad-Bhāgavatam:
Das Bhagavatam in der Übersetzung von Swami Prabhupada findet man an verschiedenen Stellen im Internet zum Lesen. Die zahlreichen Bände werden in Buchform auch vielfach im Antiquariat angeboten.
Vor jener absurden Interpretation des Bhagavad Gita, wonach „wildes d’rauflos“ am Ende von Krishna oder auch irgendwelchen GöttInnen belohnt werde und Krishna einem, infolge von D’raufgängerei längst gescheiterten, verarmten oder auch erkranktem, Wahrheitssucher erscheinen werde und ihm als Lohn für dessen D’raufgängerunwesen die Wahrheit lehren werde und ihn erretten werde, sei ausdrücklich gewarnt.
Zur Abschreckung kann auch das Buch von Dr. Hans Vater „zu Füßen Maharishis“ ([16]) angesehen werden. (siehe auch "Mr. Mahesh & TM auf Deutsch"; jenen Anhang "Ergänzung" dazu) Er beschreibt sein „wildes Experiment“, wie er es nannte. Darüberhinaus schildert er wie er übergroße TM-Center-Räumlichkeiten anzumieten pflegte und zwar im blinden Vertrauen auf eine geheimnisvolle, - meiner Meinung nach dr-hans-vater-privat-sektische - „Unterstützung der Natur“. Als er dann in Indien schwer erkrankte, stellte er fest, daß ihn das Glück verlassen habe, er schwer erkrankt sei usw; außerdem ist er heute nicht mehr in jener "TM-Scene" jenes Mr. Mahesh und er erwähnt diese so in seinem Buch u.a.. Schon auf dem TM-Lehrerausbildungs kurs geriet er durch Disziplinlosigkeit, Eigenmächtigkeiten und dümmliche Besserwisserei in gesundheitliche und psychische Nöte, die dann auch noch über Jahre hinweg andauerten. Er meditierte nur noch - wie er schreibt - 10 Minuten und lehrte "20 Minuten meditation morgens und Abends"; manchmal meditierte er auch gar nicht, wie er schreibt. All das hinderte ihn aber nicht dran im Frühjahr 1973 ein TM-Center eröffnet zu haben und das noch dazu "übergroß dimensioniert" und in überteurer Lage, die nochdazu lärmig war und so ganz und gar nicht zu "Meditation" paßte.
Auch Mr. Mahesh’s Lebensweg nach dem Tod von Swami Brahmanda Saraswati kann durchaus auch mal im Lichte von "Das Lied vom Spieler" (Rigveda, 10'tes Mandala, 34'ter Vers) betrachtet werden und es zeigte sich insofern dann Folgendes:
Mr. Mahesh’s Lebensweg nach Verlassen des Gangestals bzw nachdem er dem Rat jenes älteren Sadhu offenbar nicht mehr folgte, trägt durchaus jene Züge der Abwärtsspirale infolge von „Spielsucht“:
Erst waren seine Tätigkeiten toleriert worden und von nicht allzuwenigen auch bejubelt worden.
Es galt bald als gemeinnützig und besonders förderungswürdig.
Aber schon früh fing er an Freundinnen zu haben, Mitarbeiterinnen sexuell zu belästigen. (Siehe Judith Bourque, „Robes of Silk, Feet of Clay“, das es auch als E-Book gibt. Aber auch John Lenon's damalige Äußerungen, sowie das Beatles Lied "Sexy Sadie").
In aller Absurdität wollte Mr. Mahesh, der Freundinnen hatte und sexuelle Beziehungen pflegte, auch noch Mönche ausbilden. (Siehe das Buch von Dr. Hans Vater [16]; aber auch die diversen Schilderungen von Judith Bourque [10] bzw auch Conny Larsson's Bücher.) Das behielt er allerdings sehr geheim und erst später - als ich längst die TM-Scene verlassen hatte, wurde es dann für mich sichtbar und allgemein bekannt. (In einem TM-Center kümmerte sich mal eine bemüht vorsichtige, lebenserfahrende TM-Lehrerin um eine jüngere aber erwachsene, schwedische TM'lerin, der es "nicht so ganz gut" ging, da ihr Freund "Mönch" werden wolle; das war ca 1972 und jene vorsichtige TM-Lehrerin hielt es für angebracht - wohl weil ich noch minderjährig war -, mich darauf hinzuweisen. Ob es um die Freundin von Conny Larsson gegangen war?
Ende 1974 sah Mr. Mahesh wie seine TM-Aktivitäten offenbar Folgen hatten, die er so ganz&gar nicht gewollt hatte (kommunistische Äthiopienrevolution direkt nach seinem dortigen Kurs 1974); begierig oder auch hilflos griff er nach einer sog. „wissenschaftlichen, statistischen Studie“, jener 1%-Studie an die zu glauben, er nun mehr oder auch weniger an den Anfang seiner neuen Lehren und Organisationen stellte.
So verfiel Mr. Mahesh noch mehr dem Spiel, dem verhängnisvollen Glauben an Zufälligkeiten.
Er war überzeugt , daß man mit Statistik etwas „beweisen“ könne und wiederholt sagte er - und auch noch wenige Jahre vor seinem Tod in den mittwöchentlichen "international pressconferences" - „statistics have prooven“ und so verlor er sich endgültig in die professionell betriebenen Spielereinen der „Statistik“.
Er fing an zu fantasieren von einem 1%-Effekt, steigerte sich in „TM-Siddhi-Kurse-Veranstalten“ hinein. (lt. Conny Larsson, „Hinter der Maske des Clowns“ uä habe er Filmchens von „Yogischen Fliegern“ manipuliert, indem das Zurückfallen auf den Boden einfach herausgeschnitten wurde“.), gründete seltsame Organisatioen wie eine 1%-Partei obwohl er zuvor stets beteuert hatte, daß seine „TM-Verbreitungsaktivitäten“ weder religiöser Natur seien noch politische Absichten verfolge. (Allerdings klammerte er sich andererseits auch an gewisse Textpassagen im "Mahanirvana Tantra", in denen Shiva seiner Gemahling Parvati erklärt, daß es auch in einem anundfür sich dunklen Zeitalter so Inseln der Wahrheit und Erleuchtetheit geben könne, wenn sich eben einige Menschen an die notwendigen Prinzipien und richtige Meditation halten würden. (Mahanirvana Tantra in deutscher Sprache, siehe etwa www.pushpak.de. In englischer Sprache gibt es eine Übersetzung von Sir John Woodroffe.)
Die Verifizierbarkeit durch TM-Ausübung war bald kein Thema mehr. Wie sollte man auch - in der Natur der Sache - die Aussage „es gibt einen 1%-Effekt“ jemals per TM-Ausüben verifizieren können? Es geht schlicht & einfach nie & nimmer? Gemäß Shankaracharya Shantananda's "Sayings" (siehe [9]) geht man von Gedanken während der Meditation zum Meditationsvorgang zurück; um Gedankeninhalte kann man sich nach der Meditation dann ja kümmern, wenn man will. Also selbst wenn in der Meditation der Gedanke käme "Olala der 1%-Effekt ist wahr", so müßte man das dann außerhalb der Meditation erst mal betrachten und wenn man nicht gerade Experte in "Wahrscheinlichkeitsrechnung und Statistik" ist, wird man die etwaige Wahrheit oder auch Falschheit dieser Aussage schlichtweg nicht beweisen können. Für "TM-Ausübung" und gemäß der TM-Lehre des Mr. Mahesh bis zu jenem "1%-Effekt" war TM solcherart, daß die anvisierten Meditations-Erfahrungen und insofern Auswirkungen durch "TM-Ausübung" selbst verifizierbar seien.
Die "breite Akzeptierbarkeit" hatte Mr. Mahesh mit seinem Glauben an Zufall und Statistik leider schlichtweg "verspielt".
So war es keine neutrale, nicht-religiöse Angelegenheit mehr, was er da zu lehren versuchte. Es war "sektisch" geworden.
Allerdings war und ist die "TM-Meditationspraxis", wie er sie ursprünglich lehrte nichts Sektisches. Aber auch jenbezüglich ist es angeraten, die Kontrollmöglichkeit anhand von "das Lied vom Spieler" (Rig Veda X,34) hinzu zu ziehen, um nicht auf Abwege zu geraten.
Zu allem Überfluß kam es zu einen Mordanschlag auf ihn und er litt ab da unter körperlichen Schmerzen (Siehe Dr. Chopra, „The Untold Story“). Nachdem er aber längst, im Vertrauen auf die "1%-Studie" - in gewisser Weise also im Vertrauen auf dieses Würfelspiel - , sich "Unbesiegbarkeit" er-fantasiert hatte, leugnen viele in der residenten TM-Scene wie zB in Vlodropp/Holland uä "Zentren" (Dr. Chopara nannte es einen Ashram und lehnte es entschieden ab dort dauerhaft - ohne auf eigenes Einkommen, Schule für die Kinder & co bedacht zu sein - zu leben. Siehe Dr. Chopra , "The Maharishi Years - The Untold Story: Recollections of a Former Disciple". Diese Geschichte kann man auf Englisch lesen bei: https://www.huffpost.com/entry/the-maharishi-years-the-u_b_86412)
Diese Betrachtungsweise widerspricht keinesfalls der Aussage von Swami Shantanand Saraswati, wie sie in Wikipedia berichtet wird, nämlich:
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(Paul Mason: The Maharishi: the biography of the man who gave transcendental meditation to the world. Shaftesbury, Dorset 1994, ISBN 1-85230-571-1 (english). Deutsche Übersetzung: Maharishi Mahesh Yogi: die Biographie, Aquamarin Verlag, Grafing, 1995, ISBN 3-89427-071-3;
Siehe: https://de.wikipedia.org/wiki/Shankaracharya_Shantanand; Link vom 14.3.2021)
Es ist wohl angemessen, des Mr. Mahesh's Lebensweg auch mal aus solchem Blickwinkel wie "Das Lied vom Spieler" des Rigveda bzw des Mahabharatam und der Bhagavad Gita heraus zu betrachten. Damit seien die Vorteile der "TM-Meditationstechnik" nicht geleugnet.
Aber am Ende als er dann auch noch Demokratie in einer Internetkonferenz verfluchte usw (Siehe auch Dr. Hans Vater's Schilderungen zu Mr. Mahesh's Verhältnis zu den USA) waren seine Taten endgültig einfach nicht mehr allgemein tolerierbar.
Ausführlich genug erwähnte ich ja jene gewissen Ursachen von Mr. Mahesh's Abirrungen; der Ex-KGB-Agent Juri Bezmenow wies ja auf die Bemühungen von UDSSR's KGB, auch Mr. Mahesh in einen "nützlichen Idioten" zu verwandeln, hin. Daß sich der KGB Mr. Mahesh's "Steilvorlage" - indem er sexuelle Beziehungen hatte -, eher kaum entgehen haben lassen.
Worin liegt (oder auch nur 'scheint ... zu liegen') der "Spiel-Aspekt" bei der TM-Lehre?
Die Meditationslehre betreffs der TM-Praxis an sich scheint soweit ok zu sein. Die Mantren können sehr wohl als Laute ohne Bedeutung angesehen werden und es halt so ähnlch wie bei "moderner Kunst". Kunstdrucke von Kandinsky sind nun,al in Deutschland auch besonders beliebt für's Wohnzimmer.
Auch sind ausreichend klassische Aussagen aus den upanishaden, der Bhagvad Gita und auch den Patanajli-Yogasutren sowie vonseiten buddhistischer Literatur, ja sogar den Darstellungen betreffs "Meditation" in Knaurs großem Buch der Heilmethoden, welche "TM" als ok erscheinen lassen bzw schlichtweg bestätigen: Das kann man schon so machen.
Auch ist es nicht zu leugnen, daß Mr. Mahesh da entsprechende eigene Meditationserfahrungen zu machen Gelegenheit bei Swami Brahmanda Saraswati gehabt hat und Swami Shantananda Saraswati in seiner Zeit als Er Shankarachary von Jothirmath war, die TM als "tauglichen Universalschlüssel des /zu Vedanata bezeichnete.
Woher kamen dann jene Fälle von anders kaum erklärbaren Schul- und Studienabbrüchen, Leistungsabfällen im Studium, "urplötzliche Aussteiger-Mentalität" udgl?
Wenn's an "TM-Meditationstechnik" an sich kaum gelegen hat können, so dann doch nur noch an jener seltsamen "Lehre": "man fügt's einfach dem Alltag hinzu und alles wird von selber mehr oder weniger besser werden".
Mr. Mahesh lebte ja nun keinen Berufsalltag, übte keinen "weltlichen Beruf" aus und auch als Sekretär des Shankaracharya von Jothir Math, dem allgemein anerkannt gewesenen Swami Brahmanda Saraswati, hatte er keinesfalls einen "weltlichen Beruf" ausgeübt; er diente ausschließlich spirituellen Zielsetzungen.
Also kann Mr. Mahesh gar nicht aus eigener Erfahrung gewußt haben, wie "TM" wirken kann, wenn es jemand ausübt, der einen nicht-spirituellen Beruf ausübt, der ein "weltliches Leben" lebt.
Er meinte halt, er glaubte, er hoffte; insofern war hier ein/der Raum für eine "Spiel-Situation". Es wurde zwar gelehrt "zum Alltag hinzufügen" und es war da das Vorbild des Swami Brahmanda Saraswati, der Mr. Mahesh abverlangte, erst mal sein Studiumm seine Ausbildung ordentlich zu beenden, bevor er zu Ihm "Vollzeit" kommen durfte. Aber es gab in der TM-Scene Leute, die kaum hatten sie ihr Studium abgeschlossen, dann vorzogen zum Nicht-davon-Leben-Können-Tarif für die TM-Scene - oder auch anderweitige Ziele per Vollzeit-Arbeiten in der TM-Scene - sich "aufopfernd zu engagieren". Solcher Lebensstil war nun ganz und gar nicht im Tenor dessen, was in den Inforvorträgen zu TM gesagt wurde. Da wurde nicht einmal darauf hingewiesen, daß es das gäbe und daß das von Mr. Mahesh geduldet und sogar benutzt würde. Als ich mit der TM-Scene im Herbst 1970 in Kontakt kam, sprach niemand davin,
* daß Mr. Mahesh längst eine Freundin hatte (Judith Bourque, "Robes of Silk, Feet of Clay"-Buch - [10],
* "Mönche" um sich nicht nur duldete (Siehe zB Conny Larsson, den Judith Bourque in ihrem Buch erwähnt; siehe [10])
* und auf ATR-Kursen ab ca 1974 am Kursende munter alle TeilnehmerInnen, welche daran teilgenommen hatten am Ende einlud "Associate 108 zu werden", dh für ihn gegen Kost&Logie zu arbeiten.
Hier könnte die Ursache für Phänomene liegen, wofür sich die Elterninitiative, Bundesregierung aber auch Gerichte dann für zuständig befanden bzw sich einfach intessierten und woran sie verständlicher- und akzeptablerweise Kritik zu üben nicht daran vorbeigehen konnten.
Nach außen hin tat Mr. Mahesh so, als ob es all das im Zusammenhang mit TM nicht gäbe und klammheimlich versuchte er sich auch als so eine Art von Guru.
Das klassisch-indische System von den 4 Lebensstadien: 25 Jahre lernen/studieren, 25 Jahre Berufsleben und Familie, 25 Jahre zurückgezogen als "Sadhu" leben, 25 Jahre lang als spiritueller Lehrer tätig sein, kann man auch als ein spezielles traditionelles "Rentensystem" betrachten. Indem Personen mit Erreichen des ca 50'ten Lebensjahres sich dann aus der Familie und dem Beruf zurückziehen und anspruchslos von Almosen leben, ist es ein sehr "simpel finanzierbares" Rentensystem. Ab dem Erreichen des Alters von 75 Jahren sodann als Entsugungsgewöhnter, einfachstes Leben leben der spiritueller Lehrer tätig sein ist dann eben auch noch Teil jenes - für die Allgemeinheit - kostengünstigen "Rentensystems". Die Frauen werden sich dann anscheinend in den Familien ihrer Kinder betätigen, sodaß sie das Sadhu-Leben im Allgemeinen nicht leben. Aber das ist hier nicht mein Thema und ich kann dazu nichts Näheres sagen.
Allerdings kann man doch nicht einfach so tun, als ob das hierzulande dann auch Sinn ergäbe.
Wenn hierzulande jemand in ein Kloster ging und dann zB als Krankenschwester arbeitete (Von so em Fall wurde mir von einer Kollegin jener damaligen Ordenschwester berichtet), dann irgendwann die Klostergemeinschaft verließ, so mußte jene Ex-Ordenschwester in der Rentenversicherung gemäß ihrer Tätigkeit als Krankenschwester nachversichert werden.
Nur wenn jemand in der TM-Scene vollzeit für den Mr. Mahesh gearbeitet hatte, dann wird der beim Verlassen der TM-Scene nunmal nicht nachversichert, weil er ja schließlich im Rahmen seiner "Tätigkeit" auch keinen "anerkannten" Beruf ausgeübt hatte.
Hinzu kommt, daß das in unterschiedlichen Staaten unterscheidlich gehandhabt wurde und so zB eine "singende Nonne" (siehe zB.: https://www.youtube.com/watch?v=cVthlJm8ma4) mal, nachdem sie den Orden verlassen hatte, ihre Tandiemen, die aber der Orden kassiert gehabt hatte, nun plötzlich nachversteuern hätte müsse. Das Ergebnis der u.a. plötzlichen Schuldenlast von angeblich ca 500 000.-DM (damals noch DM), war daß sie sich nach ca 1 Jahr das Leben nahm.
Unschwer zeigt das, die mitunter sehr erheblichen Probleme, die aus dem Veranstalten von sowas wie "Klostergemeinschaftlichem Leben" resultieren können.
Aber gerade die Kirchen hatten das, weltweit betrachtet, selber nicht im Griff und sie hatten schon gleich gar kein Patentrezept parat.
Jene deutsche Ex-Ordenschwester, die bei der staatliche Remnteversicherung gemäß der sonstige Rentenbezüge nachzuversichern gewesen war kam insofern günstig und sozial-abgesichert weg. Allerdings mußte ihr, das was sie aus ihrem Einkommen sich angeschafft gehabt haben würde haben können, wie zB eine kleine Eigentumswohnung udgl, nicht nachbezahlt werden.
Sowas mag ja ein brauchbares Modell sein. Allerdings funktioniert es nur auf der Basis der "reichen Kichen in Deutschland". Schon in Frankreich würde es eher nicht mehr funktionieren.